Technische Kriterien und die neue Ära der Scope-2-Beschaffung für erneuerbare Elektrizität
Die Ambitionen zur Dekarbonisierung von Unternehmen entwickeln sich stetig weiter – ebenso wie die Erwartungen an glaubhafte Ansprüche auf erneuerbare Elektrizität. Die aktualisierten technischen Kriterien von RE100 markieren eine globale Trendwende: Die Anforderungen für Scope-2-Emissionsreduktionen steigen.
Welche Veränderungen kommen auf die Berichterstattung über erneuerbare Energien zu und was bedeutet das konkret für Ihr Unternehmen? Wir zeigen, wie Sie jetzt den entscheidenden Schritt voraus bleiben.
What are technical criteria for renewable electricity?
Technische Kriterien definieren die Mindestanforderungen für glaubwürdige Ansprüche auf erneuerbare Elektrizität. Diese Anforderungen werden von unabhängigen Expertengremien entwickelt und durch Rahmenwerke wie RE100, das Greenhouse Gas Protocol (GHGP) und die Science Based Targets initiative (SBTi) übernommen. Das Ziel: Jede Behauptung muss überprüfbar, wirksam und transparent sein.
Warum sind technische Kriterien entscheidend?
Die Ausrichtung Ihrer Berichterstattung an den technischen Kriterien stärkt die Glaubwürdigkeit Ihrer Scope-2-Emissionsansprüche und sichert gleichzeitig die Compliance mit den Rahmenwerken, die den Nachhaltigkeitsmarkt prägen.
Neben Glaubwürdigkeit bieten technische Kriterien auch Flexibilität. Heute gibt es zahlreiche Optionen – so können Sie Ihre Beschaffungsstrategie gezielt an Ihre Klimaziele, Ihr Budget, Ihren Marktzugang und Ihre ESG- oder Markenprioritäten anpassen.
Wie verändern sich Scope 2 und die Erwartungen an erneuerbare Beschaffung?
Scope-2-Compliance wird zunehmend komplex. Mit der Reife der Märkte steigen auch die Anforderungen der technischen Kriterien. Die reine Beschaffung erneuerbarer Elektrizität – häufig über Herkunftsnachweise (Energy Attribute Certificates, EACs) – reicht künftig nicht mehr aus: Regulatorische Vorgaben und Rahmenwerke wie CDP, GRI, CSRD und nationale Behörden rücken stärker in den Fokus.
Die nächste Generation technischer Kriterien verlangt mehr Stringenz in zentralen Bereichen:
Zertifizierung
Viele Rahmenwerke setzen auf zertifizierten Strom, etwa durch Green-E, EKOenergy, I-REC oder andere unabhängige Stellen. Diese Standards vereinfachen die Berichterstattung und reduzieren das Risiko. Das jüngste Update von RE100 hebt beispielsweise Ökolabel hervor, die das Kriterium eines maximal 15 Jahre alten Standorts erfüllen. Wer bei diesen Anbietern kauft, muss keine Inbetriebnahmedaten mehr nachweisen – das vereinfacht die Compliance deutlich.
Geografische Relevanz
Ihr Strombezug sollte aus demselben Markt stammen, in dem Sie verbrauchen. RE100 hat diese Marktgrenzen kürzlich präzisiert – und weitere Kriterien werden nachziehen. Um compliant zu bleiben, müssen Unternehmen sicherstellen, dass ihre EACs lokal oder zumindest in der definierten Region bezogen werden.
Zeitliche Übereinstimmung
Es reicht nicht mehr, Zertifikate zu kaufen, die den Jahresverbrauch nur grob abbilden. Die neuen Kriterien verlangen eine Übereinstimmung von Erzeugung und Verbrauch im selben Jahr oder sogar Monat. In Europa ist bereits ein stündliches Matching möglich. Diese Angleichung erhöht Transparenz und Vertrauen – und sorgt dafür, dass Zertifikate den tatsächlichen Energiefluss widerspiegeln.
Additionalität
Rahmenwerke und Gesetzgeber betonen zunehmend Emissionsreduktionen, die neue Kapazitäten für erneuerbare Energien schaffen. In China beispielsweise müssen neue Rechenzentren in bestimmten Regionen mindestens 80 % ihres Stroms aus erneuerbaren Quellen beziehen. Ähnliche Anforderungen finden sich auch in anderen Rahmenwerken.
Exklusivität und Rückverfolgbarkeit
Das doppelte Beanspruchen von EACs – also dass Zertifikatsattribute mehrfach geltend gemacht werden – wird durch technische Kriterien konsequent ausgeschlossen. Regulierungsbehörden und Standardsetzer stellen sicher, dass Beschaffung und Berichterstattung lückenlos übereinstimmen und die Methoden zur Bilanzierung und Offenlegung deutlich strenger werden.
Praxisbeispiele für technische Kriterien
Technische Kriterien unterscheiden sich je nach Rahmenwerk und Region – dienen aber immer der Integrität. So nutzen Unternehmen technische Kriterien in der Praxis:
Regionale Präferenzen: Unternehmen wählen beispielsweise Wind-GoOs aus Nachbarmärkten, um geografische Nähe und öffentliches Vertrauen zu sichern.
Regulatorische Konformität: Firmen mit Standorten in mehreren Regionen setzen auf Zertifikate, die sowohl lokalen als auch globalen Anforderungen entsprechen (z. B. GoOs mit Green-E- oder EKOenergy-Zertifizierung).
ESG-Reporting: Technische Kriterien helfen, wissenschaftsbasierte oder Net-Zero-Ziele glaubhaft abzusichern und stellen sicher, dass die Ansprüche durch überprüfbare, wirkungsvolle Projekte untermauert werden.
So richten Sie Ihre Beschaffungsstrategie an den technischen Kriterien aus
Technische Kriterien sind oft komplex und sehr detailliert – der richtige Partner hilft Ihnen, den Überblick zu behalten. Auf einen Blick sollten Sie folgende Schritte beachten:
Beschaffungsstrategie planen: Wählen Sie die passenden Kriterien gemäß Ihren ESG-Zielen, Standorten und Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie. Prüfen Sie dann Ihre Beschaffungsinstrumente wie PPAs, RECs und GoOs auf die jeweiligen Anforderungen.
Zertifizierungsstandards prüfen: Überprüfen Sie, ob Ihre Lieferanten zertifizierte Produkte anbieten, die den Anforderungen von RE100 oder anderen Rahmenwerken entsprechen. Mit zertifizierten Produkten verringern Sie den Reportingaufwand und stärken Ihre Glaubwürdigkeit.
Sourcing-Partner mit globaler Reichweite finden: Die besten Partner bieten globalen Marktzugang, Geschwindigkeit und fundiertes regulatorisches Know-how. Achten Sie darauf, dass Lösungen flexibel und compliance-sicher auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten werden.
Machen Sie Scope-2-Compliance zum Wettbewerbsvorteil
Erneuerbarer Elektrizität ist eines der etabliertesten Märkte für Kohlenstoffminderung – entsprechend granular und anspruchsvoll sind die Vorgaben.
Mit wachsender Nachfrage nach Transparenz und Stringenz seitens Regulatoren, Kunden, Investoren und Öffentlichkeit geraten Scope-2-Ansprüche stärker in den Fokus. Die Anforderungen steigen – doch auch die Chancen, Reputation und Resilienz Ihres Unternehmens zu stärken.
Möchten Sie Compliance zum Wettbewerbsvorteil machen? Kontaktieren Sie uns – und erfahren Sie, wie ACT Sie bei allen Aspekten der Scope-2-Beschaffung unterstützt.